Der April
Resi:
Ein starker Monat geht zu Ende. Nach meiner langen Krankheitsmiesere fand ich erstaunlich gut zurück in das Training und auch in die Routinen. Gerade beim Laufen merke ich langsam dass ich schneller werde, obwohl kein Puls gleich „niedrig“ bleibt. Ebenso beim Radfahren, kann ich die Watt viel besser treten und halten. Im Nachgang kann ich echt sagen, dass die drei Wochen krank sein mir überhaupt nicht geschadet haben. Ganz im Gegenteil, ich habe irgendwie einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Am Ende vom Monat musste ich spontan in die Staaten fliegen, sodass ich Sebi das Training das erste Mal in dem Monat anpassen ließ. Eigentlich war in der Woche vom 17. – 23.04 Entlastung angesagt, sodass ich beim Schanzer Seelauf erholt an den Start gehen kann. Formtest war angesagt. Aber ich habe mich sehr auf mein Gefühl & Sebis Empfehlung verlassen, dass wir gerne die Woche weiter intensiver trainieren können. Da mein Abflug von München am Samstagmittag war, konnte ich leider nicht am Seelauf teilnehmen. Den 10er wollte ich aber trotzdem laufen. Seit meinem eigenen Marathon in Ingolstadt vor drei Jahren weiß ich, dass ich keinen Wettkampf brauche, um richtig zu quälen. Ich lief den 10er in Kösching auf der Bahn. Ich würde sagen: das lief verdammt gut. Ich hatte keine Vorgabe oder „Raceplan“ von Sebi, sodass ich ein paar Tage vorher schon Gedanken gemacht habe, was ich wohl laufen könnte. Einbrechen wollte ich auf keinen Fall und zu entspannt sollte es auch nicht sein. Ich peilte in meinem Kopf also eine 5:30 an. Bis zur Bahn sind es 2km, da kann man also super einlaufen, kurzes Warm Up und Lauf ABC vor Ort und dann ging es schon los. Mag ich eigentlich auch viel lieber als dieses nervöse warten bis jemand das Rennen eröffnet 😊 Den ersten KM lief ich auf Gefühl => 5:10 – shit viel zu schnell, das würde ich nicht schaffen. Zweiter KM => shit, 5:06 „du musst rausnehmen, Theresa!“. Das ging dann so bis zum sechsten KM => ich dachte die Uhr ist kaputt. Immer 5:10 bis 5:12. Ich zählte irgendwann die Runden rückwärts. Natürlich wurde es dann auch hart, nicht nur das alleine laufen, sondern auch die Geschwindigkeit. Es war eher die Kondition als die Beine. Aber nach dem 8km beschloss ich, nicht einzubrechen. Einen negativen Split würde ich jetzt nicht mehr hinbekommen, einfach gleichmäßig zu Ende laufen und ich bin mehr als zufrieden. Nach 51:44Minuten vibrierte die Uhr für die 10KM. Ich konnte es kaum glaube. Ich hatte es echt geschafft und mit 5:10 im Schnitt einen für meine Verhältnisse sehr schnellen 10er geschafft. Ich war und bin sehr zufrieden. Locker auslaufen, Shake und ab zum Flughafen.
Die Entlastung planten wir dann nach dem Lauf einfach während meiner Reise. Auch wenn wir dort über 40t Schritte täglich gingen, war ich dennoch für einen Lauf motiviert. Wer wäre es nicht, wenn er die Chance auf einen Lauf im Central Park hat?
Rund um war es ein sehr guter Monat, ohne größere Ausfälle und für mich ein gewaltiger Schritt nach vorne.
Ausblick auf Mai: Wir starten mit einem 8-tägigen Trainingslager, wo ich neben all den Unistress auch versuchen möchte, abzuschalten. Am 06.05. starte ich bei dem 5km Lauf in Ingolstadt im Rahmen vom Halbmarathon, 07.05. werde ich beim WingsforLife am Start stehen und nur weniger Tage später – am 21.05. werde ich mal meine Form im Triathlon Ingolstadt testen. Es ist der erste Triathlon Wettkampf nach meiner Schwangerschaft und dann direkt eine Mitteldistanz. Der weniger schöne Ausblick ist die erste Zwischenprüfung, aber das gehört eben dazu 😊 Ich freu mich jetzt schon total auf diesen Monat.
Sebi: Der April lief richtig gut. Ich habe das Gefühl, dass wir Fortschritte machen. Manchmal überrascht mich Resi mit ihren Resultaten im Training oder beim WK. Sie läuft dann mal eben deutlich schneller als erwartet. Aber das nehmen wir natürlich gerne mit. Vor allem freut es mich sehr, dass wir gut durchgekommen sind was Krankheiten angeht. Das war schon eine etwas zähe Nummer die letzten Wochen. Die ungeplante Reise in die USA haben wir ebenfalls wieder gut eingearbeitet.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir aktuell ein gutes Paket gefunden haben aus Organisation, Kommunikation und Trainingsinhalten bzw. Abstimmung und Anpassung. Rund um: Es läuft. Ich bin natürlich jetzt dann sehr gespannt was die nächsten Formtests sagen und vor allem, wie Ingolstadt läuft. Wir haben intern mal gesagt, dass wir dann dort schon auch ehrlich bewerten wollen und müssen, wo wir stehen. Hier werde ich natürlich dann auch gemessen: Ist es realistisch, dass Resi ihren Ironman ein paar Wochen später schafft? Ein bisschen Nervosität ist dabei aber auch viel Vertrauen in ihr Können und ihre mentalen Fähigkeiten .
Der Mai
Resi:
Wie ich bereits geschrieben hatte, wollten wir mit einem Trainingslager in den Monat starten, aber bereits am ersten Tag hatte ich mit Erkältungssymptomen zu kämpfen und somit fiel das Trainingslager aus. Zehn verlorene Tage. Ich war in der ganzen Phase richtig gereizt und habe es leider sehr an meinen Freunden und Familie ausgelassen, die ja eigentlich am wenigstens dafür konnten. Ich musste akzeptieren, dass das Trainingslager zum Familienurlaub wurde. Nach ein paar Tagen konnte ich es aber zum Glück genießen. Sauna, Massagen und viel Zeit für Holger und Ruben. Ich habe die Zeit aber dennoch genutzt, um viel Stabi und Yoga zu machen. Ich glaube das waren wichtige Einheiten für mich, die dafür sorgten, dass ich diese Krankheitsphase akzeptieren konnte. In meinen Kopf tickte dennoch die Uhr. Für mich ist jeder verlorene Trainingstag ganz schlimm zu akzeptieren.
Da mein Husten einfach gar nicht besser wurde, suchte ich noch in Bayerisch Zell einen Hausarzt auf. Witzigerweise hingen direkt Ironman Hawaii Fotos im Arztzimmer. Nach ein paar Tests stellte sich heraus, dass der Husten wohl von meiner Heuschnupfenallergie kam und somit eigentlich kaum gefährlich für das Training ist. Es war für mich schon ein erleichterndes Gefühl. Ein paar Tage später ging es auch direkt schon wieder los mit den Einheiten. Die Mitteldistanz in Ingolstadt stand ja auch unmittelbar bevor. Ich hatte aber mittlerweile keine großen Hoffnungen ein mega Ding abzureißen, sondern freundete mich damit an, bei dem Rennen hauptsächlich den Spaß in den Vordergrund zu stellen. Ich wollte sehen zu was mein Körper in der Lage ist und es war auch ein bisschen ein Check, ob alles passen wird (Verpflegung, Material und co). Mit dem ersten Wettkampf war ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Ich war kaum aufgeregt, konnte es als guten Trainingstag verbuchen und habe auch ein paar Schwachstellen finden können. Einen ausführlichen Bericht findet ihr aber auf meinem Instagram Kanal. 😉
Nach dem Wettkampf kündigte sich schon wieder ein ungutes Gefühl an. Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen… ich kannte das ja schon ☹ Jetzt war meine Motivation und Kraft total am Ende. Schon wieder krank? Ich will nicht mehr… als dann ein „Longrun“ auch noch völlig in die Hose ging, stand ich weinend in Unterhaunstadt und zweifelte wirklich an mir. Ich habe mir einfach viel zu viel zugemutet und jetzt kam der Hammer. Nicht mal Holger konnte mich aufbauen und ich war richtig sauer. Auf mich, auf meine Leistung und vor allem auf all die Zeit die ich bislang investiert hatte. Ich habe richtig mit mir kämpfen müssen, um diese 18km zu laufen. In der Dusche flossen nochmal ein paar Tränen.
Meine Mädels, Holger und mein Trainer leisteten in den nächsten Tagen sehr gute Arbeit. Ich bin allen dankbar, die mich in diesen Phasen wieder aufbauen – jeder auf seine eigene Art. Die gesamte Mischung macht es.
Die Einheiten wurden wieder besser und ich fühlte mich deutlich wohler. Die Zuversicht stieg. Das größte Learning aus dem Monat: das Limit ist immer meine Einstellung. Ganz egal wie schlecht die Phasen sind, es geht immer noch weiter, egal wie schnell oder langsam, wichtig ist das Ziel nie zu aus den Augen zu verlieren. Wichtig ist dranzubleiben. Ich muss echt sagen, so eine Vorbereitung auf die Langdistanz ist ein auf und ab der Gefühle, mit dem ich nicht gerechnet habe.
In einen Podcast hat Jonas Deichmann gesagt: „Die meisten Menschen hören auf, bevor sich der Körper daran gewöhnt, hat“ Ich bin jetzt über diesen Punkt hinausgekommen und Blicke nach vorne. Meine positive Einstellung ist wieder on Point und ich freu mich auf die nächsten 3 Monate, die sicherlich sehr intensiv und interessant werden.
Sebi:
Ich hatte es Resi schon mal gesagt und vielleicht wiederhole ich mich auch… Ich bin mir deshalb so sicher, dass sie den Ironman schaffen wird, weil sie im Kopf stark ist. Natürlich kommen immer auch Rückschläge auf unserem Weg. Die Art und Weise wie sie damit umgeht beeindruckt mich. Früher wären da deutlich mehr Nerven auf der Strecke geblieben, bei mir und bei ihr 😉 Doch jetzt ist sie schneller wieder on track, hat die nötigen Ressourcen um auch Rückschläge schnell in positive Dinge umzuwandeln.
Mit dem Wettkampf in Ingolstadt bin ich sehr zufrieden. Wir hatten vereinbart, dass wir das als reinen Gefühlswettkampf machen. Ich finde es gut, dass wir das so gemacht haben. Bei einer Langdistanz kannst du die besten Vorgaben haben, aber ich glaube es wird fast immer der Punkt kommen, wo man die vielleicht auch mal über Bord werfen und auf sein Gefühl vertrauen muss. Deshalb finde ich diese Erfahrung so wichtig.
Mit einem guten Gefühl, on track zu sein starten wir jetzt in die heiße Phase der Vorbereitung.